Bornholm steht bei Meerforellenangler:innen hoch im Kurs – völlig zurecht. Felsküsten, Strände, glasklares Wasser und ein gesunder Bestand machen die Ostseeinsel zu einem echten Hotspot. Wer hier angelt, nutzt meist Stationärrollen (also klassische Spinnrollen). Dass das Baitcasten angeblich nicht funktioniert, liest sich oft in Foren. Sie sei zu windanfällig, die Wurfweite sei deutlich geringer als mit der Standard-Spinnrute. Ich halte das schlichtweg für Unsinn.
Ich habe Meerforellen mit der Baitcaster gefangen – und auch Hornhechte und sogar Plattfische. Funktioniert das also? Ja. Ganz klar. Aber es gibt Dinge, die du wissen solltest, bevor du losziehst.
Die Wahrheit übers Baitcasten an der Küste
Erstmal: Das Ganze ist nichts für Personen, die zum ersten Mal eine Angel in der Hand halten. Wer mit der Baitcaster loszieht, braucht etwas Übung – sonst endet der erste Wurf schnell im Schnursalat. Und ja, Wind spielt eine Rolle. Gegenwind kann saubere Würfe verhageln, Seitwind macht das Werfen anspruchsvoller. Aber mit einem gut abgestimmten Setup und etwas Erfahrung sind die Chancen genau so hoch wie mit der klassischen Spinnrute.
Das richtige Setup – so wird’s was
Rute:
Eine Rute der Klasse M (ca. 7–21 g oder leicht mehr), etwa 2 bis 2,20 Meter lang, ist ideal. Kurz genug, um präzise werfen zu können, lang genug für Reichweite.
Rolle:
Die Baitcaster-Rolle muss fein einstellbar sein. Die Bremse sollte eher konservativ eingestellt werden – lieber ein paar Meter weniger werfen, als sich mit einem Backlash herumzuärgern. Bei jedem Köderwechsel: neu einstellen. Ja, wirklich. Jeder Blinker wirft sich anders.
Schnur:
Empfohlen wird eine etwas dickere, 4-fach geflochtene Schnur – z. B. 0,16 mm. 8-fach ist zu weich und bringt mehr Probleme als Vorteile. Mit etwas Schnurverlust ist gerade am Anfang zu rechnen – das gehört dazu.
Vorfach:
Ein etwa 50 bis 75 Zentimeter langes monofiles Vorfach, gerne etwas schwächer als die Hauptschnur, sorgt für eine saubere Köderpräsentation. Knoten sollten absolut zuverlässig sein – halbe Sachen funktionieren hier nicht.
Köder, Führung, Tempo – was wirklich zählt
Meerforellen lieben Sandaale – also sind schlanke Hardbaits die erste Wahl, die genau das imitieren. Drillinge solltest du dir sparen. Die fangen mehr Krautaale als Meerforellen. Einzelhaken sind völlig ausreichend und schonen den Fisch. Besonders empfehlenswert: Bornholmerpilen – Inline-Modelle, bei denen die Schnur durch den Köder läuft – in 16 oder 20 Gramm. Mit der sogenannte Springerfliege habe ich experimentiert, aber ohne Erfolg.
Ganz wichtig: Langsam einholen. Und damit ist wirklich langsam gemeint. Deutlich langsamer, als es mit der Stationärrolle üblich wäre. Die Übersetzung der Baitcaster spielt eine Rolle – also ruhig mal mitzählen, wie viele Kurbelumdrehungen pro Wurf zusammenkommen.
Weniger ist mehr.
Meerforellenangeln auf Bornholm
Bornholm ist nicht nur für Gäste ein Paradies. Auch viele Bornholmeri:nnen und dänische Angler:innen aus anderen Regionen nutzen die Insel regelmäßig zum Meerforellenfischen. Besonders an Wochenenden oder in den Ferien trifft man oft Einheimische am Wasser – mit großer Erfahrung, feinem Gespür für die Küsten und echtem Respekt vor dem Fisch. Der Austausch am Wasser ist herzlich – und wer offen fragt, bekommt manchmal sogar ein paar wertvolle Tipps.
Und sonst?
Wathose? Gut zu haben, aber keine Pflicht. Besonders an der steinigen Nordküste lassen sich hervorragende Plätze direkt von den Felsen aus befischen. Wer flexibler unterwegs sein möchte, ist mit Wathose natürlich im Vorteil.
Tenniskescher? Ohne geht’s theoretisch – praktisch aber nur, bis der erste gute Fisch kurz vorm Ufer aussteigt. Nichts ist ärgerlicher, als einen sauberen Drill am Ende zu verlieren, weil das passende Werkzeug fehlt.
Knoten? Müssen absolut sitzen. Wer auf Meerforelle geht, sollte Verbindungsknoten im Schlaf binden können.
Wind und Wellen? Immer im Blick behalten. Bei starkem Gegenwind lohnt es sich, einen Tag Pause beim Baitcasten einzulegen – oder einfach auf bessere Bedingungen zu warten.
Noch zwei Tipps, bevor du loslegst
Wenn du in Dänemark angeln willst, brauchst du einen gültigen Angelschein. Wie du den ganz einfach bekommst – inklusive Link zur offiziellen Seite – erfährst du hier:
👉 Angeln auf Bornholm: Wie du einen Angelschein bekommst
Und falls dir mal eine sogenannte „Meerforelle“ in Florida begegnet – Vorsicht, Verwechslungsgefahr! Dort ist nicht das gemeint, was hier gefangen wird. Der Unterschied wird in diesem Beitrag genau erklärt:
👉 Meerforellen: Ein Name, zwei Fische
Fazit
Baitcasten auf Meerforelle auf Bornholm? Funktioniert. Und wie. Es ist nicht der einfachste Weg, aber es ist ein sehr guter. Du bekommst ein direkteres Gefühl für den Köder, spürst jeden Kontakt und hast eine ganz eigene Kontrolle über den Wurf. Wer bereit ist, sich einzuarbeiten, wird belohnt mit einem völlig neuen Angelerlebnis.





