Scenic view of the Baltic Sea with smooth stones in clear water, sandy beach, and blue sky on Bornholm Island, Denmark

Wieder auf Bornholm: Zwischen Fähre, Stil und Missverständnissen

Zurück auf Bornholm – ein paar Tage später als geplant, aber endlich wieder da. Die Fähre war ruhig und ich suchte Zeitvertreib im Internet. Irgendwann stieß ich zufällig auf Artikel mit Titeln wie „Was man in Dänemark vermeiden sollte. Es gibt es eine grössere Anzahl Webseiten, die sich mit diesem Thema beschäftigen, was auf einen einen eventuellen Bedarf hindeutet.

Ich war neugierig. Schließlich verbringt man hier regelmäßig Zeit und denkt, man wüsste halbwegs, wie der Hase läuft. Aber die Liste an Benimmregeln, die mir da entgegengesprungen ist, war… sagen wir mal: unterhaltsam. Und ein bisschen schräg.

Kein Smalltalk, bitte. Oder doch?
Einer der Ratschläge: „Mach keinen Smalltalk mit Fremden.“ Angeblich mögen Dän:innen das nicht. Das kann ich so nicht bestätigen. Vielleicht liegt’s an der Bornholmer Gelassenheit oder an der Jahreszeit – aber bisher war jede Begegnung freundlich und offen, zumindest wenn man es nicht übertreibt. Ganz ehrlich: In Berlin würde ich eher davor warnen, jemanden im Supermarkt auf den letzten Bio-Kefir anzusprechen. Da ist die Gefahr größer, verbal abgefrühstückt zu werden. Auf Bornholm hingegen? Ein „Hej, hyggelig dag, was?“ geht fast immer.

Die deutsche Unsichtbarkeitstaktik – scheitert an der Kleidung
Was mir ebenfalls hängen geblieben ist: „Dän:innen sind sehr modebewusst.“ Ja. Und wie. Es ist diese skandinavische Coolness, die unaufgeregt, aber messerscharf wirkt. Funktional, stilvoll, unangestrengt. Und dann kommst du da als deutsche:r Tourist:in mit Funktionsjacke und Trekkinghose und wunderst dich, warum du aus 100 Metern Entfernung als “nicht von hier” eingestuft wirst. Vielleicht ein guter Moment, mal die eigene Kleiderwahl zu hinterfragen – nicht um sich zu verstecken, sondern um einfach nicht direkt wie ein wandelnder Reiseführer zu wirken.

Die Sache mit dem Feuerwerk und den Berührungen
Ein anderer Punkt auf der Liste war das Verbot, Feuerwerk mitzubringen. Im April? Kein Problem. Und dann war da noch der Tipp: „Fass niemanden unnötig an.“ – was erstmal seltsam klingt, bis man merkt: Ja, eigentlich ist das eine Regel fürs Leben, oder? Persönliche Distanz wahren, keine Schulterklopfer aus dem Nichts. Fair. Man begrüßt sich hier mit dem Vornamen, ohne Handschlag, ohne Tamtam – und das fühlt sich angenehm direkt an.

Janteloven – nicht denken, du seist etwas Besseres
Fast jeder Artikel endet mit dem Verweis auf Janteloven, das skandinavische Mantra: „Denk nicht, du seist etwas Besseres.“ Es steckt tief drin in der Kultur, spürbar sogar in der Art, wie Menschen sich in Cafés verhalten, wie man sich auf der Straße begegnet oder in Gesprächen auf Augenhöhe bleibt. Niemand protzt, niemand drängt sich in den Vordergrund. Es wirkt erfrischend unaufgeregt. Und gleichzeitig irgendwie heilsam.

Die Listen mit Verhaltensregeln mögen übertrieben wirken, doch manches scheint nötig – für bestimmte Tourist:innen, die meinen, überall werde Deutsch gesprochen und alles müsse so sein wie zu Hause. Sei höflich, bleib ruhig, komm pünktlich, zieh dir was Ordentliches an – dann läuft’s sicher auch auf Bornholm.

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